Sie/ihr – er/ihm – dey/denen/deren …

Autor:in: Jana Gioia Baurmann

Bild: Inga Maya/Shutterstock

Sie/ihr – er/ihm – dey/denen/deren …

Weshalb wir uns als Ashoka Deutschland dazu entschlossen haben, künftig neben unseren Namen auch die bevorzugten Pronomen in der E-mail-Signatur anzugeben.

Bei Ashoka zu arbeiten heißt nicht nur, Sozialunternehmer:innen aufzuspüren und sich dafür einzusetzen, dass jede:r Changemaker sein kann – es bedeutet auch, dass wir stets an uns arbeiten (beziehungsweise, weil ehrlicher: es immerzu versuchen).

Seit 2003 gibt es Ashoka auch in Deutschland, seitdem haben wir mehr als 80 Sozialunternehmer:innen – unsere Fellows – in das weltweite Netzwerk aufgenommen. Irgendwann fiel uns auf, Stichwort Arbeit an uns selbst: Das deutsche Fellow-Netzwerk ist nicht so divers, wie es sein müsste, um Gesellschaft abzubilden. Und auch: Unser Team ist nicht unbedingt divers. Beides wollen wir verändern. Uns geht es dabei nicht um politische Korrektheit, sondern wir sind überzeugt davon, dass mit zunehmender Diversität auch die Qualität steigt. Der erste Schritt: 2019/2020 sind sechs der acht neuen Ashoka Deutschland-Fellows weiblich. 

Doch Diversität geht weiter, denn Diversität hat mit Sprache zu tun. Und diese wiederum beeinflusst unser Denken. Sprache schafft Realität. Warum zum Beispiel nur Sozialunternehmer schreiben, wenn 31 der deutschen Fellows Frauen sind? Warum von Mitarbeitern sprechen, wenn 16 von 23 Personen aus dem Ashoka-Team weiblich sind? Im vergangenen Jahr hat sich unser Team daher auf den sogenannten Genderstern geeinigt. Wir wollen demokratisch schreiben.  

Jetzt haben wir wieder an uns gearbeitet (auch durch Anregung aus unserem Fellow-Netzwerk) und beschlossen, dass wir von nun an Sozialunternehmer:innen schreiben werden – und Mitarbeiter:innen, … Der Grund: Spracherkennungsprogramme können den Genderstern nicht erkennen und somit auch nicht verarbeiten. Blinden und sehbehinderten Menschen, die sich Texte vorlesen lassen müssen, entgeht damit die geschlechtergerechte Schreibung. 

Ein weiterer Wir-haben-an-uns-gearbeitet-Schritt: Alle Team-Mitglieder vermerken von nun an ihre Wunschpronomen in der E-mail-Signatur, bedeutet: er/ihm, sie/ihr, dey/denen/deren … oder eben auf Englisch: he/him, she/her, they/them, … Warum? Weil Personen, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugehörig fühlen, seit Ende 2018 mit dem Geschlechtseintrag »divers« eine eigene Geschlechtsoption zusteht. Weil wir glauben, dass alle ihr ganzes Selbst in ihre Arbeit einbringen sollten – und dass dieses Selbst nicht nur männlich oder weiblich sein kann. Weil auch diejenigen, die sich als Mann oder Frau fühlen und demnach er/ihm oder sie/ihr angeben, damit helfen, eine integrative Umgebung zu schaffen, in der andere sich (hoffentlich) freier fühlen, ebenfalls ihre Pronomen zu teilen. Weil die Pronomen zeigen sollen, dass wir uns Gedanken gemacht haben über Geschlecht und seine Komplexität.  

Und ja, es sind nur wenige Buchstaben – aber auch sie helfen, Inklusion voran zu bringen.